Heiligenberg: Für das Weihnachtstheater wird der Getränkelaster zur mobilen Bühne | SÜDKURIER

2022-12-21 15:35:40 By : Mr. Michael Song

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„Alle Jahre wieder“ kam bislang nicht nur das Christuskind, sondern auch die Weihnachtsaufführung des Wintersulger Dorftheaters im Sennhof. Corona brachte zwar ein Weihnachten mit Christkind, aber ohne Theater. Die kleine Truppe des Dorftheaters wollte jedoch nicht auf Dauer aufgeben und sann – zumindest für dieses Jahr – auf eine Alternative. Die hieß „Theater to go“ und wurde zum Erfolg: Auf dem Lastwagen kam das Theater zum Publikum und das war bei allen drei Aufführungen des Stücks „Weihnachten wird es allemal“ in Hattenweiler, Heiligenberg und Wintersulgen begeistert. Die Minusgrade bekämpfte man mit Glühwein, Punsch und heißen Würsten. Und natürlich mit viel Lachen und Applaus.

Zunächst starteten die Aufführungen beschaulich. Eine Abordnung des Musikvereins Wintersulgen spielte weihnachtliche Weisen, das Publikum erhielt Liedblätter und sang mit. Wenn sich normalerweise der Vorhang öffnet, dann wurde diesmal die Seitenwand eines Getränkefahrzeugs aufgeklappt. Der Souffleur saß in einer großen Holzkiste und die Schauspieler kamen nicht hinter den Kulissen hervor, sondern durchs Publikum und eine Treppe hoch. Ein Christbaum, ein Sessel, ein Tisch und Stühle, mehr brauchte es nicht auf der Ladefläche als improvisierter Bühne.

Die Handlung: Familie Schweinegärtner ist in den letzten Vorbereitungen für Heiligabend. Mutter Tina (Melanie Fritz) möchte noch die zwölfte Sorte Weihnachtsplätzchen backen. In Heiligenberg müssen es nämlich so viele Sorten sein, wie man erfährt. Ehemann Simon (Bernhard von Stryk) soll noch die Küche streichen und Töchterchen Jacqueline (Johanna Ley) müht sich auf der Klarinette mit Weihnachtsliedern. Und dann ist da Opa Guntmar (Paraderolle für Berthold Schreiber), der das Besteck polieren soll, sich aber viel lieber mit seinem Smartphone beschäftigt. Seine Frau, von ihm liebevoll „Feldwebel“ genannt, ist kürzlich gestorben. Warum nicht eine Dating-App gegen die Einsamkeit nutzen? Das erste Treffen mit einer Unbekannten soll um 14 Uhr an Heiligabend stattfinden. Das Tohuwabohu beginnt.

Die großer Tochter Chantal (Premiere für Luisa Fritz) schmückt den Christbaum mit Parolen der Letzten Generation und ihr Freund Kevin (Johannes Matt) versucht, den Vater mit Keksen zu beruhigen. Die hat er selbst gebacken und mit einigen Gramm Haschisch verfeinert. Chantal will sich lieber an die Rathaustreppe kleben, als mit der Familie den „Kleinen Lord“ oder „Drei Nüsse für Aschenputtel“ im Fernsehen zu genießen. Soweit der Bezug zur Gegenwart. Tratschweib Erna Ebersbacher (köstlich: Margit Geiger) futtert nach und nach die Haschkekse auf und steigert sich in den Drogenrausch.

Zum Date mit Opa kommt die polnische Krankenschwester Svetlana Krawalski (Julia Karg). „Er brauchen Versorgung rund um das Uhr“, erklärt sie ihre Intention. Sie geht Simon an die Hose, um eine Verletzung zu versorgen (“Bin ich Spezialist“), Tina ist entsetzt und Opa weiß nicht mehr weiter. Dann kommt auch noch Josef Moßbrucker als Nikolaus durch die Kälte gestapft. Das Durcheinander ist perfekt und das Publikum begeistert.

Das Echo der über 200 Zuschauer war durchweg positiv. Sie erlebten Klamauk und Schauspieler, die offensichtlich mit großem Spaß bei der Sache waren und immer wieder Lokalkolorit einstreuten. „Könnte man öfter machen“, war nicht selten zu hören, nur bräuchte es nicht unbedingt die Kälte.

Christoph Ley räumt ein: „Mit der Kälte hatten wir echt ein Problem.“ Der neue Vorsitzende des Dorftheaters spielte bei der Musik mit und gab im Stück den Erzähler. Das Fahrzeug war längere Zeit gestanden und die Kälte machte der Batterie den Garaus. Erst fünf Minuten vor der einzigen Probe auf der improvisierten Bühne sei der Lastwagen mit neuer Batterie angesprungen.

Kein Problem hingegen gab es mit dem Stück. „Wir wollten einfach mal wieder spielen. Und als jemand die Idee mit ‚Theater to go‘ hatte, da waren alle dafür. Ob wir das wieder machen, das wissen wir jetzt noch nicht“, stellte Ley fest. Ein kleines Geheimnis gab er aber Preis: Dieses Jahr gibt es im Dezember wieder „eine richtige“ Aufführung im Sennhof, allerdings nicht am Stephanstag, wie dies in Heiligenberg Tradition ist, sondern eine Woche später. Schließlich sei der Termin ja nicht auf alle Zeiten festgelegt. Bei Weihnachten sei das ganz anders.

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